Südwest Presse, Dienstag 29. April 2014
Christina Priotto
. Ungewöhnliche Blickfänge zieren ab Freitag die Wände im Treppenhaus des Empfinger Rathauses: Zwischen dem Erdgeschoss und dem Aufgang in den ersten Stock sind ab dem 2. Mai zwei großformatige Textil-Collagen von Karin Dohmen zu sehen. Die Werke (...) erinnern auf den ersten Blick wegen ihrer in leuchtenden Farben gestalteten Häusern etwas an Friedensreich Hundertwasser. Die aufwendig von Hand genähten Bilder lohnen auf jeden Fall auch einen zweiten und dritten Blick, denn bei genauerem Hinsehen lassen sich zahlreiche bekannte Bauwerke erkennen: Gebäude aus Deutschland wie das Brandenburger Tor oder die Pfahlbauten aus Unteruhlingen am Bodensee hat Karin Dohmen ebenso auf und aus Stoff fixiert wie die Pyramiden in Ägypten oder die Oper von Sydney. Die Inspiration hat sich die Globetrotterin bei zahlreichen Reisen geholt - denn an allen dargestellten Orten ist die Tübingerin schon selbst gewesen. Karin Dohmen geht es in dem Werk "Globale Vielfalt" aber um mehr als um eine farbenfrohe Abbildung bekannter Sehenswürdigkeiten, die von Menschenhand geschaffen wurden: "Bei allem, was der Mensch treibt muss er wissen, ob es sinnvoll ist oder nicht", gibt die Künstlerin zu bedenken. Deshalb schwingt bei Dohmen durchaus auch etwas Kritik am baulichen Gigantismus mit.
Eine politische Friedensbotschaft enthält hingegen die zweite Textil-Collage: In "Leben und Gedenken" setzt Karin Dohmen den Gebäuden auch einige Friedhofskreuze gegenüber. Entstanden ist dieses Bild im Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Flankiert wird das Werk von einem prägnanten Ausspruch Albert Schweizers: "Die Soldatengräber sind die größten Prediger des Friedens". (...)