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Schwäbisches Tagblatt, Dienstag 3. Juli 2007
Glanzstücke von Frauen
Rundgang durch die Ausstellungen in Bodelshausen, Ofterdingen, Mössingen und Gomaringen
Steinlachtal (sum). In der Ausstellung "Frau und Kunst" im Forum Bodelshausen, die am vergangenen Freitag eröffnet wurde, zeigen Bettina Casabianca aus Gomaringen, Karin Dohmen aus Tübingen und Edith Weidner aus Herrenberg ihre Arbeiten als absichtsvolle spannungsreiche Gegensätze. Unwiderstehliche Blickfänger sind die fünf großen prachtvollen Wandteppiche von Karin Dohmen, die dicht an dicht aus blitzenden Pailletten, Perlen, Goldornamenten, Spitzen und schimmernden Stoffen zusammengesetzt sind. Bei genauem Hinschauen zeigen sich die orientalisch-farbenüppigen "Glanzstücke", wie sie Sabine Klinder in ihrer Einführung nannte, als detailreiche Suchbilder, in denen die Biologin Dohmen neben Planetensymbolen, naturwissenschaftlichen Zeichen und chemischen Formeln ihre Ansichten zu "Leben und Tod" - so ein Titel - stofflich verarbeitet hat. Das Bild "Rückblick" entschlüsselt sich als glitzernde Zivilisationskritik mit Hinweisen zu Hexenprozessen, Flucht, Krieg, Naturkatastrophen und Terroranschlägen. Textile Werkstoffe würden immer noch als "Frauenkunst" verachtet, erklärt Dohmen in ihrem Vortrag über die historische Diskriminierung von Künstlerinnen, deren Werke weder anerkannt noch aufbewahrt wurden. Noch 1919 versuchten männliche Studenten, den "nur rezeptiven" Frauen den Zugang zur Münchener Kunstakademie zu verwehren, wusste sie. (...) |
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Hohenzollern Zeitung, Dienstag 3. Juli 2007
Mit Pailletten gegen die Männerwelt
Textile Collagen, kräftige Akte und Pastell-Stimmungen - die Ausstellung "Frau und Kunst", die im Forum in Bodelshausen eröffnet wurde, zeigt die Werke dreier Frauen.
Anna Bixenstein
Bodelshausen. In der Gruppe "Frau und Kunst" haben sich drei Künstlerinnen gefunden, die auf das immer noch kritische Ansehen, das Frauenkunst in der Gesellschaft genießt, hinweisen möchten. Dr. Karin Dohmen, eine der drei Ausstellenden, machte deutlich, wie schwierig es immer noch für eine Künstlerin sei, in einer sogenannten "Männerwelt" bestehen zu bleiben. Ein Blick in ein Lexikon zeige, dass 89 Prozent der erwähnten Künstler männlich seien, aber nur 11 Prozent weibliche Künstler genannt werden. Das lasse die Frage aufkommen, ob immer noch ein gewisses Klischee bestehe, das besagt, Frauen würden sich nur ihrer eigenen Befindlichkeit bedienen während sich Männer in der Kunst nur weltbewegenden Themen stellen würden. Karin Dohmen zeigt in Bodelshausen aufwendige Textilcollagen, die farbenprächtig mit Pailletten, Perlen und Knöpfen besetzt sind und die zum Beispiel die dramatischen Ereignisse vom 11. September 2001 widerspiegeln. Beim Anblich der Collagen fällt zuerst die Farbenpracht ins Auge, doch bei genauerem Betrachten zeigen sich die Twin-Towers und die Uhren die den Zeitpunkt des Terroranschlags anzeigen. (...) |
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Hohenzollern Zeitung, 28. Juni 2007
Vielfältiges Schaffen
Die Ausstellung "Frau und Kunst" mit Bettina Casabianca, Karin Dohmen und Edith Weidner wird am Freitag um 19.30 Uhr im Forum Bodelshausen eröffnet.
Eberhard Wais
Bodelshausen. Nach der Begrüßung von Forumsleiterin Sabine Klinder wird Dr. Karin Dohmen über "Frauenkunst in historischer Sicht" sprechen. Durch ihren Vortrag will sie historische Einblicke in die Gegebenheiten des künstlerischen Schaffens von Frauen vermitteln, die die nach wie vor bestehende Diskriminierung der Arbeit von Künstlerinnen im Kunstbetrieb in einen historischen Kontext stellen. Durch das Aufzeigen der historischen Verwurzelung von negativen Einstellungen zur künstlerischen Tätigkeit von Frauen sollen Vorurteile aus dem Weg geräumt und Chancen verbessert werden.
Die Ausstellung betont die Vielseitigkeit von Frauenkunst, denn die Disziplinen Textilkunst, Malerei, Grafik und Plastik sind, ungewöhnlicherweise gleichberechtigt vertreten. Das Nebeneinander verschiedener Disziplinen soll bewußt auf die Situation künstlerisch tätiger Frauen hinweisen, die mit dem steigenden Ansehen und der Akademisierung der Malerei und Skulptur zunehmend aus diesen prestigeträchtigen Arbeitsfeldern ausgegrenzt wurden und sich in der Regel vor allem in den Grenzbereichen behaupten konnten. Der offene Arbeitsansatz der Gruppe soll daher auch auf der Anerkennung der vorwiegend von Frauen entwickelten Ausdrucksformen hinweisen und für deren Gleichstellung werben. |