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Geislinger Zeitung, 2. Januar 1999

Künstlerinnen wehren sich gegen Benachteiligung im Kunstbetrieb

Drei Ziele hat sich die Gruppe "Frau und Kunst" im Deutschen Frauenring gesetzt: Sie will auf Benachteiligungen von Frauen im Kunstbetrieb aufmerksam machen, die Gründe hierfür aufzeigen und Frauen ein Forum für ihre Arbeit geben. Fünf dieser Künstlerinnen zeigen seit gestern in der Galerie im Alten Bau Ausschnitte aus ihrem Schaffen.

Marlies Prinzing

Die Wurzel für die bis heute wirkliche Benachteiligung von Frauen im Kunstbetrieb steckt für Dr. Karin Dohmen in der Zeit der Renaissance, als ausgehend von Florenz für Künstler eine akademische Ausbildung mit Studien antiker Kunst und an nackten männlichen Körpern etabliert wurde. Frauen dagegen durften dies aus moralischen Gründen nicht und konnten außerdem nicht zu Studienzwecken herumreisen und hatten somit vorerst gar keinen Zugang zur Schicht akademisch gebildeter Künstler. In ihren Einführungsrede zur Ausstellung "Frau und Kunst" im Alten Bau, bei der sie auch als Künstlerin beteiligt ist, schilderte sie, dass seither und bis heute männliche Künstler eine führende Rolle im Kunstbetrieb behaupten. Wenn Frauen damals überhaupt eine Chance hatten, sich als Künstlerin einen Namen zu schaffen, dann als Malerin von Portraits und Stilleben oder sie mußten mit Künstlern verwandt sein. Ein Freibrief war dies nicht, berichtete Frau Dr. Dohmen von Tintorettos Tochter Marietta (1560-1590). Sie profilierte sich als Portraitmalerin im Atelier des Vaters und wurde als Malerin an den Hof des Deutschen Kaisers Maximilian II. und an den Hof des spanischen Königs Philipp II. eingeladen. Doch ihr Vater verbot diese Reisen, suchte ihr einen Mann und gebot ihr, zu Tintorettos Lebzeiten dessen Haushalt nicht zu verlassen. Vier Jahre später erlag Marietta als Dreißigjährige dem Kindbettfieber.
Frauen waren aber nicht nur von mit männlichem Karriereweg vergleichbaren Bedingungen ausgeschlossen. Ihre Kunst, so Dr. Dohmen, wurde kaum anerkannt, schnell belächelt, schlecht aufbewahrt, archiviert, katalogisiert und rezensiert.
Auch in Deutschland wurde Frauen lange eine akademische Ausbildung verwehrt. An der Frankfurter Kunstakademie wurden 1860 erstmals Frauen zugelassen, ihnen aber die Teinlnahme an Aktstudien verwehrt. In Stuttgart gestand man ihnen 1906 gerade zwölf Plätze zu. Sie hatten - anders als Männer - auch über ihre familiären Umstaände Auskunft zu geben und einen schriftlichen Nachweis des elternlichen Einverständnisses vorzulegen. Außerdem waren sie nicht für alle Künstlerklassen zugelassen und durften nur fünf Jahre studieren. Männer hingegen acht. An anderen Akademien wurden Frauen erst zugelassen, nachdem in der Weimarer Verfassung die politische Gleichstellung von Frauen festgeschrieben war. Schlußlicht bei der Zulassung war die Münchener Akademie, an der erst 1921 Frauen studieren durften.
Trotz akademischer Ausbildung ist für Dr. Dohmen die Situation heute noch keine wesentlich andere. Bei Kunstpräsentationen lag noch 1989 der Anteil kunsthistorisch relevanter Frauen zwischen zwei und zehn Prozent. Damit einher geht für die Rednerin die Überbewertung von Malerei und Skulptur als "hohe Kunst" seit der Renaissance. Aus diesem Arbeitsbereich habe man Frauen zunehmend ausgegrenzt und in Randdisziplinen verdrängt, die dann als Frauendisziplinen belächelt, abwertend möglichst dem Kunsthandwerk zugeordnet und in der Kunstgeschichte nicht berücksichtigt wurden. Dem möchte die Gruppe "Frau und Kunst" entgegenwirken und verfolgt dementsprechend einen offenen Arbeitsansatz. (...)
Karin Dohmen verarbeitet Pailletten, Straß und Stoff zu orientalisch-üppigen, farbenprächtigen und leuchtenden Textilbildern, die eine Religionsweltkarte (Ausschnitt Bild oben) oder ein ganz und gar nicht konventionelles Mohnfeld zum Thema haben. (...)